Kinderpornografie - Rechtsanwalt Nikolai Odebralski

Hausdurchsuchung oder Vorladung wegen Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie?

Kinderpornographie

Kinderpornographie im Wandel der Zeit

Die gezielte Kopie von kinderpornographischen Material und deren Verbreitung begann, bis auf einzelne Abbildungen erst in den späten 60er Jahren.

Hintergrund war letztlich die damalige Liberalisierung und Legalisierung von Pornographie in den meisten Ländern und eröffnete so, professionellen Pornoproduzenten die legale kommerzielle Nutzung auch von Bild- und Filmmaterialien mit Minderjährigen.

In vielen Ländern war die Verbreitung von Kinderpornographie, sowie deren Erwerb und Besitz lange Zeit nicht als Verbot im Strafgesetz verankert und somit vollkommen legal.

Im Jahr 1977 verbot die USA Kinderpornographie und bis Mitte der 80er Jahre folgten viele europäische Länder wie Dänemark, Norwegen, Schweden und die Niederlande. Dies zeigt deutlich, wie jung die Gesetzgebung in diesem Bereich ist und macht zeitgleich deutlich, warum eben auch das meiste Bildmaterial, welches auch heute noch auf dem Markt ist, aus den 70er Jahren stammt. Es war schlicht legal Kinderpornographie herzustellen, zu verbreiten und zu besitzen.

Für die Pornoindustrie ergab sich somit ein völlig neuer als auch lukrativer Geschäftszweig.

Die Hauptproduktionsländer der kommerziell hergestellten Kinderpornographie waren zwar Schweden, Holland und Dänemark, aber der Großteil der Bilder wurde im privaten Rahmen hergestellt. Letztlich erhielten Eltern und Verwandte durchaus lukrative finanzielle Angebote von diversen Zeitschriften für Originalbilder, was  dazu führte, dass immer mehr Kinder im privaten Bereichen Missbraucht wurden um Kinderpornographie herzustellen.

Mit den Verboten, die Ende der 70er Jahre Anfang der 80er Jahre aufkamen brach der Markt jedoch nicht ein, sondern das kinderpornographische Material wurde mitunter für viel Geld unter der Ladentheke gehandelt.

Allerdings war hier eine deutliche Kenntnis der Szene nötig um neues kinderpornographisches Material zu erwerben oder zu veräußern. Mit zunehmender Abneigung der öffentlichen Meinung und der stärkern Strafverfolgung Mitte der 90er Jahre wurden auch Anzeigen nur noch verschlüsselt inseriert und mit größter Vorsicht angeboten.

Die Tauschgeschäfte, aber auch der Erwerb neuen Materials, verlief grundsätzlich eher schleppend, da in der Regel, zunächst Vertrauensüberprüfungen in Form von Briefwechseln stattgefunden haben und sowohl Käufer als auch Verkäufer bevorzugt anonym blieben und den Kontakt über Postfächer laufen ließen. Die Verbreitung via Internet hat letztlich erst wesentlich später zu einer rasanten Verbreitung geführt, so dass die Beteiligten hier deutlich längeren Vertriebswegen ausgesetzt waren.

Auch die professionellen Händler bedienten sich der Anonymität von Postfächern und betrieben die Lagerstädten im benachbarten Ausland.

Häufig waren zu dieser Zeit, die professionellen Hersteller von Kinderpornographie zeitgleich auch die Händler an den Endverbraucher, hingegen die Privaten Hersteller ihr Bildmaterial an Zwischenhändler weitergaben, die dann für eine Überarbeitung und Vervielfältigung auf unterschiedliche Datenträger sorgten, um diese dann letztlich an den Endverbraucher weiter zu veräußern.

Später in den 90er Jahren wurde zum unmittelbaren Austausch sogenannte Mailbox-Systeme genutzt, die eben nicht wie angenommen klassisch das Internet darstellen.

„Eine Mailbox ist gleichsam ein Rechner mit größerem Speicher, in dem Nachrichten, Bilder und sonstige Dateien einerseits abgelegt aber andererseits auch abgerufen werden können.“ (Drewes, 1995, S.17f.)

Ein einfaches Modem und ein Computer war bereits ausreichend, um ein Mailbox-System in Betrieb zu nehmen.

Durch den Modem nutzte man einfach das öffentliche Telefonnetz um die Daten direkt von einem fremden Rechner herunterzuladen. (Vgl. Drewes 1995, S.17f.)

Der Betreiber dieser Box, hatte die Möglichkeit, für Unbefugte oder Personen denen er die Daten nicht mitgeteilt hatte, Zugriffssperren zu errichten. Davon machten natürlich alle die Kinderpornographie auf den Mailboxen hinterlegt hatten gebrauch, so dass die Ermittlungsbehörden ebenfalls keinen Zugriff auf das vorhandene Datenmaterial hatten.

Jeder Händler und Nutzer begrüßte dieses Format, da es weniger logistischen Aufwand mit sich brachte als Lagerungsstätten wie Wohnungen und Garagen für Magazine und Videos. Auch das Risiko des Entdecktwerdens sank zunächst durch das Mailbox-System.

Die gesamte Produktion schwenkte recht zügig auf den Computer um. Dies brachte neben der günstigen Datenspeicherung auch den Vorteil, dass nicht mehr aufwendig von Hand geschnitten und kopiert werden musste sondern es reichten Scans und Bildbearbeitungssoftware um eine immer gleichbleibend hohe Qualität der Kopien zu erreichen.

Mit der Zunahme, der Nutzung con PCs auch in den privaten Haushalten, samt aller zur Verfügung stehenden Datenträger, wurde die Verbreitung von Kinderpornographie immer einfacher und zunächst auch wesentlich diskreter.

Die Datenträger waren zudem wesentlich weniger auffällig als Zeitschriften oder gar VHS Kassetten. Dies vereinfachte nicht nur den Vertrieb für die Händler von Kinderpornographie, sondern stellte auch für den Nutzer ein geringeres Risiko und bessere Lagerungsmöglichkeiten dar.

Die Hochzeit der Verbreitung von Kinderpornographie ergab sich aber tatsächlich erst mit dem schnelleren Internet. War zuvor das Versenden von Bild- oder gar Filmmaterialien aufgrund der geringen Übertragungsgeschwindigkeiten nahezu nicht möglich, so änderte sich dies mit Übertragungsmöglichkeiten per ISDN oder DSL.

Erst 1995 war ISDN in Deutschland Flächendeckend verfügbar, so dass die ungehemmte Verbreitung von Kinderpornographie ab 1997 stattfand.

Aber auch im Internet bleibt sowohl bei den Händlern als auch den Nutzern von Tauschbörsen ein durchaus weit verbreitetes Misstrauen gegenüber Unbekannten bestehen, so dass auch hier das Gebot der Diskretion als auch Vertrauen bildende Maßnahmen nach wie vor Gang und Gebe sind. In den Tauschbörsen gilt, Jeder Fremde ist ein potentieller Ermittler.

Die öffentliche Masse geht immer noch davon aus, dass die Nutzer von Kinderpornographie häufig viel Geld für das Bildmaterial zahlen. Tatsächlich jedoch wird Kinderpornographie zum Großteil eben unentgeltlich getauscht.

Mittlerweile ist das Entdeckt werden durch das Internet so groß, dass mitunter wieder auf ein persönliches Gespräch wert gelegt wird.

Das zeigt deutlich, dass der Aufbau von Vertrauen in den Gruppen, auch heute noch, eines der wichtigsten Elemente überhaupt darstellt, unabhängig davon, welches Medium genutzt wird.

Die Anonymität des Internets bot lange Zeit die sicherste Möglichkeit Kinderpornographie zu verbreiten und zu konsumieren. Aber auch dies dürfte sich im Rahmen der immer ausführlicheren Ermittlungen mittlerweile geändert haben.

Die technischen Möglichkeiten der Ermittlungsbehörden haben sich durchaus den Gegebenheiten angepasst.